Bei diesem Gebäude handelt es sich nachweislich um den bislang einzigen spätmittelalterlichen Ständerbau¹ Neudenaus. Nur rund drei Jahrzehnte nach dem älteren Nachbarhaus errichtet, ist es das zweitälteste erhaltene Wohnhaus der Stadt.
Nach dem Abbruch des einst an der Nordseite angrenzenden Scheunengebäudes Hauptstraße 11 und im Zuge einer intensiven Bauuntersuchung konnte man erkennen, dass das ursprüngliche Haus um eine ganze Hauszone, hier rund 4 Meter, länger war. Dieser Bereich wurde augenscheinlich im 18. Jahrhundert abgebrochen, um genügend Bauplatz für die genannte Scheune inklusive Stall zu erhalten.
Vom ursprünglichen Hausgerüst sind noch drei geschossübergreifende Ständer in zwei Bundachsen erhalten. Des Weiteren sind noch bauzeitliche aufgeblattete Aussteifungselemente, etliche Riegel und Deckenbalken sowie das gesamte Dach mit seinem stehenden Dachstuhl erhalten geblieben.
Das lange Jahre vernachlässigte Haus, fand quasi in letzter Sekunde vor einem erkennbar bevorstehenden Einsturz noch einen Retter.
Trotz erheblicher Schäden und des nahezu hoffnungslosen Gesamtzustandes erfuhr das Objekt 2013/14 eine „Frischzellenkur“ und wurde als modernes Wohnhaus saniert. Die wesentlichen denkmalrelevanten Elemente konnten mit viel Mühe bewahrt werden und sind heute an ihrem originalen Platz verständlich und nachvollziehbar in diese einmalige Wohnung integriert.
¹ Ständerbauten sind Hauskonstruktionen, deren Primärgerüst von der Schwelle am Erdboden bis hinauf zur Dachtraufe in einem Zug errichtet wurde, während die „Stockwerksbauten“ etagenweise abgezimmert und aufgerichtet worden sind. Zwischen diesen Ständern sind waagerechte Riegel eingezapft/oder eingeblattet, auf welchen die Decke(n) ruhen. Weil diese meist groß dimensionierten und damit recht schweren Deckenbalken in eine stehende Konstruktion von außen her mit Schwung eingeschoben - die Zimmerleute nennen es bis heute „eingeschossen“ - werden, entstand der Begriff „Geschoss“ für die erst im 18.Jahrhundert mit dem in die Amtssprache eingeführten Französischen bezeichnete „Etage“ (Stockwerk).
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