Auf einem massiv gemauerten Erdgeschoss, welches äußerlich „aus einem Guss“ entstanden erscheint, ruhen zwei getrennt abgezimmerte Fachwerkbauten. Bei genauerer Untersuchung stellt sich heraus, dass sich die Nahtstelle zwischen dem westlichen, zweistöckig und giebelständig errichteten Hausteil sowie dem einstöckigen, traufständigen Ostteil auch durch das scheinbar einheitliche Erdgeschoss und sogar durch den Keller zieht. Der östliche Hausteil wurde 1583 -d/i-¹ vermutlich über einer älteren Kelleranlage errichtet. Möglicherweise bestand zu diesem Zeitpunkt südwestlich des Neubaus noch das Nachbargebäude, zu dem der südliche Teil des heute L-förmigen Kellers gehörte. Dieses Nachbargebäude wich 1613 -d/i- einem Neubau, der heute den Westteil des Hauses bildet. Dabei wurden die beiden Keller verbunden und mit einem neuen Tonnengewölbe in Ost-West-Richtung versehen. Bei dem Neubau des 17. Jahrhunderts handelt es sich um eine Erweiterung des bestehenden Hauses von 1583.
Die inschriftliche Datierung „1583“ am Fenstergewände neben der Haustür ließ sich zwar durch die dendrochronologische Datierung des östlichen Dachwerks bestätigen, sie befindet sich jedoch nicht am ursprünglichen Platz. Das konstruktiv mit dem Türgewände verbundene Fenster ragt nach Westen über die Grenze des älteren Gebäudeteils hinaus. Vermutlich wurde die Tür im Zuge des Ladeneinbaus im 19. Jahrhundert versetzt. Das neben der Jahreszahl eingemeißelte Steinmetzzeichen gehört einem ortsansässigen Steinmetz, der auch in der Hauptstraße 17, der Hauptstraße 36 sowie beim Rathausbau tätig war.
An der Nordostecke des Hauses befinden sich Spuren eines ehemaligen Eck-Erkers im Obergeschoss, welcher bereits im frühen 19. Jahrhundert verschwunden ist, wie die Ersatzkonstruktionen der anschließenden Wandbereiche anzeigen.
¹ -d-: dendrochronologisch / -i-: inschriftlich datiert
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