Bereits fünf Jahre nach Fertigstellung des Rathauses begannen im Jahre 1593 in Neudenau die Hexenverfolgungen, die in den folgenden 10 Jahren einigen hiesigen Frauen das Leben kosteten.
Trotz dieser aberwitzigen Ereignisse entstanden zur selben Zeit am Neudenauer Markt eine stattliche Zahl neuer Häuser: 1603-d-¹ wird das Gasthaus Zum Ochsen (Kaufhaus Brechter/Hauptstraße 34) als prächtiger zweistockiger Fachwerkbau auf massivem Erdgeschoß und über einem erstaunlich großen Keller neu errichtet.
Das heute zum Haus gehörige nördlich an der Hauptstraße angrenzende Nachbarhaus wird
1605-i-² errichtet (vor wenigen Jahrzehnten vollständig erneuert).
Seit dem späten 19. Jahrhundert wird die Marktfassade der Hauptstraße 34 von einer einst zweifarbig gestalteten Backsteinfassade verdeckt, einer „Wetterschutzfassade“. Solch eine Backsteinfassade wurde auch dem unmittelbaren Nachbarhaus Hauptstraße 32 (Bäckerei Schleier) vor die Fassade gehängt – vermutlich von ein und demselben Handwerker.
Besitzer dieses Gebäudes³:
1701 JOHANN BERNHARD BECKER oo 1719 MARIA THERESIA LIEBENSTEIN
geb. 17.6.1693, † 01.03.1740 † 21.6.1731
- Sohn von Bernhard Becker
(Besitzer des ehemaligen Gasthauses Zur Krone)
1740 FRANZ HEILIG oo 1740 BARBARA BECKER
- der „Ochsenwirt“
(…)
1843 JOHANN SIMON KEIM, Kaufmann oo 1810 M. AGNES OTT
geb. am 10.10.1777, † 1863 † 1860
1846-1870 JOHANN LUDWIG KEIM oo 1846 ELISABETH BARBARA KREUTTER
geb. am 27.12.1815, † 1877 - Tochter des Engelwirts, sowie
(…) - die Enkelin des Falkenwirts
¹ -d-: dendrochronologisch belegt
² -i-: inschriftlich datiert
³ Auszüge aus der Archivrecherche von Frau Elisabeth Straßer:
„Gastwirtschaften in Neudenau durch die Jahrhunderte
Die ersten Hinweise auf Gastwirte sind in den Standesbüchern der Katholischen Kirche über Geburten, Heirat und Todesfälle zu finden. (…) In den Steuerlisten sind fast keine Wirtschaften verzeichnet, z.B. wurde von 1688-92 und 1694-1716 kein „Ohmgeld“ (Umsatzsteuer auf Getränke und Wein) entrichtet. Jeder Bürger hatte das Recht, den eigenen Wein auszuschenken. Auf ca. 70 ha der Gemarkung wurden Reben gepflanzt, im 20. Jahrhundert immerhin noch 47 ha. 1871 gab es 78 Weinbergsbesitzer, wobei viele mehrere „Wengert“ ihr Eigen nannten. (…)Weitere Informationen über Wirte und Gasthäuser sind im Stadtarchiv Neudenau, u.a. in Schatzungsbücher, Rechnungen, Protokolle und Feuerversicherungsakten festgehalten: (…)“
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