Stadt Neudenau

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Die Neudenauer Stadtmauer war in ihrem letzten Ausbauzustand knapp 750m lang. Sie ist mit einer Wandstärke zwischen 1,35m und 1,55m unter dem Wehrgang und einer Brustwehrwand mit 60-70cm Stärke, sowie einer mittleren Gesamthöhe von rund 6 Metern an mehreren Stellen im Stadtgrundriss erhalten. Der Mauerkörper wurde aus örtlichem Bruchsteinmaterial (Muschelkalk) aufgemauert. Bei den Mauertechniken des Mittelalters wurden bei der Verwendung von teils kleinformatigem Kalkbruchstein immer 60 bis 70cm hohe Partien angelegt. Diese musste man wegen des hierbei verwendeten, groben Kalkmörtels (ermischt mit Sand aus der Jagst) zuerst mehrere Wochen abtrocknen lassen, bevor die nächste Lage aufgelegt werden konnte.
Nur der getrocknete Mörtel in den Lagenpartien ermöglichte eine weitere Gewichtsbelastung. Die Horizontalfugen (Abschnittsfugen) dieser mittelalterlichen Mauertechnik sind an manchen freiliegenden (bzw. kurzzeitig frei gelegten) Mauerbereichen noch ablesbar¹.

Jedoch zeigt die aufgesetzte „Brustwehr“ auf der dicken Stadtmauer (die Wehrgangs-Wand) diese Entstehungsmerkmale nicht (oder besser gesagt: nicht mehr?). Die wenigen von der Brustwehr noch erhaltenen Bereiche dürften wohl alle in späterer Zeit durch Reparaturen und Umbauten immer wieder erneuert und damit bis zur Unkenntlichkeit verändert worden sein.

Die Stadtmauer stand an den meisten Bereichen beidseitig frei und wurde an ihrer Stadtseite von einer „Mauergasse“ begleitet. An ihrer Außenseite stand sie an einem Grabenbauwerk (Nord- und Ostpartie). An der Westseite und an der südöstlichen Partie der mittelalterlichen Stadtfläche fällt das Gelände relativ steil ab, so dass hier kein zusätzliches Schutzbauwerk in Form eines Grabens erforderlich war.
Ganz im Süden der Altstadtfläche vor dem Unteren Tor war an der Außenseite der Stadtmauer ein Graben mit vermutlich 10 Meter Breite und unbekannter Tiefe angelegt. Über diesen führte am Geländeübergang zum damaligen Steilhang eine Brückenanlage (aus Holz oder Stein?) zur Tordurchfahrt.      

Insbesondere in der Altstadtpartie „Einödgasse/Keltergasse“ fehlen die in älteren Perioden üblichen Mauerbegleitwege an der Innenseite der Stadtmauer. Die ältesten Häuser und Nebengebäude sind hier direkt gegen die Mauer gesetzt bzw. sogar zusammen mit dieser errichtet worden². Wieder andere Bauten in diesem Quartier sind als eigenständige Fachwerkkonstruktionen³ errichtet und nutzen die Mauer als vierte Außenwand unter Integration des Wehrganges. Hier verlief der Wehrgang im Hausgrundriss des ersten Stockwerks und war zu den Nutzräumen hin mit einer Fachwerkwand abgetrennt. (Keltergasse 5¹¹ sowie in der 1998/99 abgebrochenen Scheune Einödgasse 4 von 1474-d-¹² ).

Das sog. „Sturmfederhaus“ (Keltergasse 12), das Gebäude Einödgasse 5 sowie das Wohnhaus Keltergasse 5 besitzen Kelleranlagen, die unmittelbar mit dem Bau der Stadtmauer zusammen entstanden sind. Wie sich im Kellergewölbe unter der Einödgasse 5 noch nachvollziehbar erhalten hat, dienten hier die schmalen Lüftungsschlitze der Kellerfenster wohl als potentielle Schießscharten. Diese Befundlage konnte bisher ausschließlich für die Südwestpartie des Altstadtgrundrisses erhoben werden. Dies ist ein Hinweis dafür, dass dieser Teil der Stadt wohl als „Neubaugebiet des 15. Jahrhundert“ in den mehrfach verschobenen Mauerbering aufgenommen worden ist. Der runde Eckturm an der Südostecke der Stadtbefestigung beim Gebäude Einödgasse 6 entstammt ebenfalls der letzten Ausbauphase.

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¹Im Bereich des ehemaligen Keltersaals konnte diese Technik während der Sanierung der Stadtmauer beobachtet werden, ebenso bei der Erneuerung des Hauses Einödgasse 5. Am südwestlichen Rundturm beim Haus Einödgasse 5 sind die Lagenabschnitte ebenfalls noch schemenhaft zu erkennen.
² Vgl. Kelleranlagen unter Keltergasse 5 und Keltergasse 12 (Sturmfederhaus) sowie Einödgasse 5
³ Vgl. Keltergasse 7 (Alte Kelter) und Scheune Einödgasse 4 (abgebrochen)
¹¹ Befunderhebung während der Sanierung 2012: Nachweis einer Fachwerkwand zwischen Wehrgang und Wohnräumen.
¹² Vgl. Dokumentation von B. Lohrum u. H.J. Bleyer, im Stadtbauarchiv Neudenau/ -d-: dendrochronologisch belegt

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