Stadt Neudenau

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Zwei reich gegliederte Fachwerketagen auf einem massiv gemauerten Erdgeschoss zeigt dieses 1631 -i- / -g-¹ an der Nordostecke des Marktplatzes errichtete Haus. Die Entstehung fällt demnach in die Mitte des Dreißigjährigen Krieges, einer hierzulande an Neubauprojekten äußerst armen Epoche. Aufgrund der repräsentativen Gestaltung ist ein schnell errichteter ‚Notbau‘ nach Kriegsbeschädigung hier auszuschließen. Vielmehr spricht der in Kriegszeiten errichtete und zudem in den damaligen Marktplatzbereich „hineingeschobene“ Bau für einen finanziell sehr potenten und selbstbewussten Bauherrn.

Im zweiten Obergeschoss besitzt die dort mit bester Aussicht angelegte Stube zwei schlichte Fenstererker-anlagen, von welchen die südliche zwar umgebaut, aber noch gut ablesbar ist. Die Etagendecken kragen jeweils um eine Wandstärke nach außen aus und sind an diesen Vorsprüngen mit reich profilierten Gebälken besetzt. Die beiden Obergeschosse sind mit dreizonig-zweischiffigen Grundrissen gegliedert und mit klassichen Raumeinteilungen aus Stube mit Stubenkammer, „eingeschobener Küche“ und zwei rückwärtigen Kammern hergestellt.
Das Gebäude besitzt ein Hinterhaus, welches profilgleich mit dem Hauptgebäude aber eigenständig abgezimmert ist. Dieses Hinterhaus diente als Stallscheune und ist vermutlich im beginnenden 18. Jahrhundert als Ersatz für einen deutlich älteren Vorgängerbau errichtet worden.

Der Keller ist in Teilen älter als das darüber stehende Haus. Er liegt leicht schräg unter dem heutigen Grundriss. Eine Baufuge verläuft entlang der südlichen Baulinie der Nachbarhäuser Nr. 27 und 31. Die südliche Kellererweiterung samt dem seitlichen Zugang steht demnach mit dem Neubau 1631 in Verbindung. Durch eine kleine Schlupföffnung in der nördlichen Kellerwand gelangt man in einen kurzen, vermauerten Verbindungsgang, welcher in nordwestliche Richtung führt. Der Keller, zu dem dieser Gang einst führte, ist vermutlich schon mit dem (Neu-) Bau des Rathauses abgebrochen worden.

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¹ -i-: inschriftlich; -g-: gefügekundlich